Empfehlung für Stadwerke (April 2017)

EUROSOLAR hat seit der ersten Stadtwerke-Konferenz 2006 in Schwäbisch-Hall -mit wegweisenden Reden von Dr. Hermann Scheer, Dr. Peter Becker, Johannes van Bergen und Dr. Dieter Attig-den Schulterschluss mit den Stadtwerken bei der Energiewende gesucht.

Warum Stadtwerke? Weil sie das ureigene Instrument der Kommunen sind.Der Energieverbrauch ist immerlokal und dezentral. Energieversorgung bleibt vordringlich eine kommunale Aufgabe. Die Energie-Einsparung ist hier zu organisieren: Gebäude isolieren, Wärme rückgewinnen, KWK, ÖPNVund den Restaus Erneuerbaren decken.Die Aufgaben stellen sich dezentral. KWK und Lastausgleich geht nur lokal, die Gebäude und Fahrzeuge sind in der Gemeinde und die Verteilnetze ebenfalls.

In Umfragen erhalten Stadtwerke-im Gegensatz zu den Energiekonzernen -gute Werte hinsichtlich des Vertrauens. Sie stehen für Integrität und Nachhaltigkeit und können glaubhaft kommunizieren. Akzeptanz ist zentrale Voraussetzung energiepolitischer Vorstellungen. So war ́s schon bei der Kohle. So ist es erst recht bei der Energiewende. Mühsam aufgebautes Vertrauen ist aber schnell mit dem Hintern wieder eingerissen, wenn man sich beim Greenwashing erwischen lässt wie beimjüngsten Schummeln mancher Stadtwerke bei der Stromherkunftoder beimAufrechterhalten fossiler und zentraler Strukturen aus kurzfristigenbetriebswirtschaftlichen Erwägungen.

Heute haben wir es mit einer gut informierten, argwöhnischen und aktionsbereiten Zivilgesellschaft zu tun. Das ändert alles. Spätestens seit Stuttgart 21 ist der Geist aus der Flasche. Ein umfassender Wertewandel ist angekommen, der fast alle Bereiche der Gesellschaft einschließt und sich nicht auf große Infrastrukturprojekte beschränkt. Transparenz und frühzeitige Projektkommunikation werden zu einer Bringschuld der Aufgabenträger. Zugespitzt lässt sich sagen: Ohne Akzeptanz keinen Erfolg! So wird das altbekannte energiewirtschaftliche Zieldreieck von Versorgungssicherheit, Umweltverträglichkeit und Bezahlbarkeit um die Akzeptanz ergänzt zum energiewirtschaftlichen Viereck.

Kommunale Unternehmen haben dabei eine Schlüsselrolle: Sie sind lokal verankert und richten ihre Ziele an den Bedürfnissen vor Ort aus. Kommunen mit ihrer Stadtgesellschaft sind dieHauptbetroffenen von häufigerenExtremwetterereignissen und der zentrale Akteur für Schutzmaßnahmen vor Ort.

Die Rahmenbedingungen und Erwartungen an Strom, Wärme und Mobilität ändern sich schon länger und immer schneller. Wir befinden uns in einer rasanten Transformation in eine neue Weltwirtschaftsordnung und in eine neue Wertschöpfungskultur. Die Digitalisierung hat vor 20Jahren begonnen, unsere gesamte Wirtschaft umzukrempeln. Der Energiesektor gehört eher zu den verspäteten Industriemärkten, die von der Digitalisierung erfasst und jetzt grundlegend verwandelt werden. Die disruptive Entwicklung, die Kohlekraftwerke ebensohinwegfegen wird wie Verbrennungsmotoren, beginnt jetzt.

Die Stadtwerkemüssen am Ball bleiben und neue Geschäftsmodelle im Auge haben. Hinter dem Wechsel hin zu erneuerbaren Energieträgernliegen komplett neue Wertschöpfungsideen verborgen.Stadtwerke können zum großen Organisator von Mieterstrommodellen werden und zumBindeglied zwischen Erneuerbarer Mobilität und Häusern.

Wer früh beginnt wird von der Geschichte belohnt werden. Gerade hier habenStadtwerke eine Riesenchanceals Vermittler, Ermöglicher, Garanten einer neuen, erneuerbaren, ethischen Wirtschaft und Gesellschaftinruhigeren Städten mitsauberer Luftbei hoherlokaler Wertschöpfung.

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