Schon wieder ein Jahrhunderthochwasser? (Juli 2016)
War da was im Frühjahr? Starkregen und Überschwemmungen gab ́s doch schon immer. Die Bauern sagen seit Jahren, dass es falsch regnet. Zur falschen Zeit, am falschen Ort und in der falschen Menge. Eine Gewitterfront ist doch noch kein Beweis für den Klimawandel. Alles alter Tobak? Trivial wahr und doch nichtssagend oder potenziell sogarirreführend? Gewöhnt man sich erst mal an Extremereignisse sind sie nicht mehr extrem.
Klimakatastrophen waren immer weit weg, in Bangladesch oder in Nepal. Nun sind auch hier Todesopfer zu beklagen, Tausende wurden mit Booten und Hubschraubern von ihrenDächern gerettet, Bäume entwurzelt und Autos davongerissen. Katastrophenalarm in Baden-Württemberg, Bayern, Norddeutschlandund Nordfrankreich. FriedlicheBäche wurden zu reißenden Flüssen und sogar Flutwellen gab es. Selbst die Seine stieg um sechs Meter. Pumpen im Dauereinsatz. An einem Tag regnete es vielerorts so viel wie sonst in einem Vierteljahr. Die Versicherer rechnen für das Frühjahr deutschlandweit mit 1,2 Milliarden Euro Schaden. Im ganzen Jahr 2015 mussten die Sachversicherer insgesamt "nur" rund zwei Milliarden Euro für Schäden durch Naturgefahren zahlen.Vieles ist gar nicht durch Versicherungen abgedeckt.Die bayerische Umweltministerin fordert eine nationale Starkregen-Strategie. Die Umweltministerkonferenz will eine Pflichtversicherung fürElementarschäden einführen.Wetterist nicht Klimawandel. Doch der Klimawandel verändert Häufigkeit und Stärke bestimmter Wetterextreme. Warme feuchte Luft liefert die Energie für Gewitter, deshalb gibt es in den Tropen mehr Gewitter als bei uns und im Sommer mehr als im Winter. Der Wasserdampfgehalt ist im Zuge der globalen Erwärmung weltweit um rund fünf Prozentangestiegen –eine nicht überraschendeFolge der Tatsache, dass wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Im Gewitter steigt die Luft auf, der Wasserdampf kondensiert, und dabei wird latente Wärme frei. Je feuchter die Luft war, desto mehr Energie steht daher im Gewitter zur Verfügung. Bei den Starkniederschlägen, die aus feuchtegesättigten Luftmassen fallen, nimmt die Regenmenge tendenziell um sieben Prozentpro Grad Erwärmung zu. Das Karlsruher Institut für Technologie fasst zusammen: „Das Gewitterpotenzial hat deutlich zugenommen“.
Ein weiteres Phänomen ist, dass extreme Wetterlagen -ob Starkregen oder Hitzestaus -einfach nicht weiterziehenwollen. Der Deutsche Wetterdienst spricht von einem Trend zu dauerhaften Wetterlagen. Eine in der Fachwelt viel diskutierte Theorie dazu basiert auf der starken Erwärmung der Arktis, die sich u.a. aufgrund des Eisschwundes viel schneller erwärmt hat als der Rest der Nordhalbkugel. Nun treibt die Temperaturdifferenz zwischen Tropen und Polargebieten die Westwinde in unseren Breiten an. Es liegt daher nahe, dass sich diese Luftströmung abschwächt wenn die Arktis sich aufheizt. Tatsächlich zeigen erste Daten eine Verlangsamung des Jet Stream. Für Stephan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung ergibt sich ein deutlich klareres Bild als noch vor wenigen Jahren: „Nicht nur ist aufgrund der Physik angesichts der globalen Erwärmung mitstärkeren Extremregenfällen zu rechnen. Nicht nur wird diese Zunahme auch von den Klimamodellen vorhergesagt. Sondern auch die Summe der Beobachtungsdaten weist deutlich darauf hin, dass eine solche Zunahme bereits stattfindet, weltweit und auch bei uns.“Das ist starkerTobak. Unser Planet befindet sich mitten in einem rapiden Klimawandel. Und wir spüren bereits, was der mit uns anstellt. Trotzdem bremst die Bundesregierung den Ausbau der Erneuerbaren Energien, damit die Kohlemeiler noch ein paar Jahre länger stinken und Gewinne machen dürfen.
"Ein Eisberg?! Meine Theorie der Meeresströmungen bricht zusammen!"
Professor Habakuk Tibatong
(Urmel aus dem Eis, Max Kruse 1969)